Peter Bursch und die Tabulatur – Teil 1
Ich habe in der Sendereihe „Doppelkopf“ des hessischen Rundfunks ein Interview mit Peter Bursch gehört.
Als aller erstes ich habe meine ersten Schritt als Autodidakt gemacht. Irgendeiner meiner Internatsfreunde hatte das Buch von Peter Bursch. Andere Bücher von Peter Bursch hatte ich aus der Regensburger Stadtbücherei. Andererseits habe ich mit einer Notentabelle mir Stücke nach Noten beigebracht. Also Lady Madonna nach der Tabulatur von Peter Bursch, danach Asturias von Albeniz nach Noten.
Peter Bursch war mir in dem Interview sehr sympathisch, aber einiges in dem Interview reizt mich zum Widerspruch. Insbesondere die Äußerungen von Peter Bursch zu dem Thema Noten und Tabulatur.
Zu erst muss ich zwei Dinge klar stellen. Peter Bursch behauptet durch ihn wäre es möglich, dass mit Tabulatur die Notierung von Rhythmus möglich wäre. Das stimmt nicht. In den Tabulaturen der Renaissance und Barock wird durchaus Rhythmus notiert. Aber es geschieht nicht mit dem von Peter Bursch an der Notenschrift angelehnten System.
Weiter behauptet Bursch die Tabulatur wäre ein System der niederen Stände gewesen. Die gebildeten Stände und Adlige hätten Noten genutzt. Das stimmt auch nicht. Die ganze Lauten-, Vihuelen- und Barockgitarrenliteratur wurde in Tabulatur notiert. Vieles dieser Musik war Kunstmusik für gehobene Stände.
Die Komponisten waren sehr häufig Hofmusiker. Aber viel interessanter ist, dass die meisten Überlieferungen dieser Musik aus Niederschriften von Adligen zu finden ist. Die Tabulatur ist meiner Meinung nicht an soziale Schichten und damit Bildung gebunden.
Die Tabulatur ist ein System, das furchtbar praktisch für bundierte Instrumente ist. Gambenmusik wurde auch in Tabulatur notiert.
Denn, so ebenfalls mein Instrumentenkundeprofessor, bei vielen Instrumenten hätte es Versuche gegeben eine vereinfachende Notation zu finden. Alle Versuche verschwanden ziemlich schnell wieder, nur die Tabulatur für bundierte Instrumente hält sich über Jahrhunderte.
Peter Bursch stellt die These in den Raum, Notenschrift würde es schwer machen, dass man schnell schwierige Stücke auf der Gitarre spielen kann. So wie ich Peter Bursch verstanden habe, ist er der Meinung, gäbe es die Tabulatur nicht, würden viele Menschen weniger Gitarre spielen, weil es das Lernen des Gitarrenspielens erheblich erschweren würde.
Und die Menge der Menschen die Peter Bursch meiner Meinung nach vorschweben, aus der Menge könnte man Peter Bursch den Strick drehen, für wie dumm hält er die Menschheit? Ist Gitarre spielen mit Noten nur etwas für überdurchschnittlich kluge Menschen?
Aber es stellt sich auch die Frage, da bei jedem anderen Instrument Noten verwendet werden, ist Gitarre besonders schwer zu spielen, weil man da nach Peter Bursch eine Erleichterung braucht?
Aus diesen Fragestellungen, ergibt sich die Frage, wo ist der praktische Unterschied zwischen Noten und eine Tabulatur.
Tabulatur
- Tabulatur sagt einem, wann man die Finger auf das Griffbrett legen muss, wann man anschlagen muss. Aber Tabulatur verrät einem nicht, wann man den Ton beenden soll und damit den Finger vom Griffbrett abhebt.
- Tabulatur sagt deutlich und klar, wo man die Finger auf das Griffbrett legen muss.
- Tabulatur verrät einem nicht, was man für einen Finger für einen Ton verwenden soll.
- Tabulatur verrät nichts über die Stimmführung eines Stückes.
Noten
- Noten sagen einem, wann man die Finger auf das Griffbrett legen muss, wann man sie abheben muss und wann man anschlagen muss.
- Noten verraten nicht klar und deutlich, wo man die Finger auf das Griffbrett legen muss, weil es für die meisten Töne zwei bis drei Möglichkeiten gibt. Dies muss der Spieler entscheiden und sich einprägen. So wie die Gitarre funktioniert ist das memotechnisch ein hartes Stück Arbeit. Bei anderen Instrumenten ist diese Lernarbeit auch notwendig, ist aber meisten deutlich unaufwendiger.
- Noten als solches verraten einem nicht, was man für einen Finger für einen Ton verwenden soll.
- Die Stimmführung wird je nach Stück mit leichten Abstrichen deutlich.
Auf den ersten Blick könnte man sagen, Vorteil Tabulatur. Weil man sofort bei diesem unübersichtlichen Griffbrett weiß, wohin mit den Fingern. Was für Finger greifen müssen, wird sich schon herausfinden lassen.
Peter Bursch sagt in diesem Interview auch, es gäbe mittlerweile auch die meisten klassischen Stücke als Tabulatur. Also Noten nicht notwendig. Stimmt das so?
Wenn man Notation als Aufzeichnungssystem betrachtet, dann stellt sich die Frage, wie verlustbehaftet sind die beiden Systeme Tabulatur und Note?
Die Antwort gibt es hier im 2. Teil
Der Beitrag wurde am Freitag, den 13. November 2015 um 08:14 Uhr veröffentlicht von Stephan Zitzmann und wurde unter den Kategorien: Gitarre lernen, Gitarrenunterricht abgelegt. | Es gibt keinen Kommentar .