Melodyne – Sinnvolles mit der Demoversion

Ich bin auf Grund eines Zeitschriftenartikels mal wieder auf Melodyne gestoßen worden. Auf Grund meiner Beschäftigung mit psychoakustischen Phänomenen, hat mich mal interessiert, ob ich den eher in gleichschwebender Stimmung oder reiner Stimmung singe. Da man das auch mit Melodyne feststellen kann, habe ich mir mal die Demoversion dieses Programmes und des Plugins für meine Aufnahmesoftware besorgt. Man kann mit der Demoversion auch noch schöne andere Sachen machen. Spieltrieb vorausgesetzt. 😉
Was ist nun Melodyne eigentlich? Es ist eine Software für das Pitchshifting, Timstretching und Schneiden für hauptsächlich monophones Audiomaterial. Das Audiomaterial wird so graphisch so dargestellt, dass man

• die Tonhöhen und deren genau Intonation
• die Tondauer als rhythmischer Wert

leicht erkennen und korrigieren kann. Man kann auf Grund der Darstellung erkennen, wie stark man von den Vorgaben abgewichen ist. Teilweise kann man durch wenige Mausklicks Korrekturen anbringen, bzw. das Programm korrigiert auf Wunsch selbstständig und erzeugt dabei ziemlich gute Ergebnisse. Wenn man so will, man kann die Musik mit der Maus malen.

Persönlich muss ich sagen, alles Anzeigen und Korrekturen, die die Tonhöhen betreffen, sind problemlos und einfach auszuführen. Bei den rhythmischen Elementen find ich es deutlich schwieriger ein brauchbares Ergebnis zu erzielen.

Das Programm ist sehr teuer, aber für die Zweckentfremdungen, die mir eingefallen sind, reicht auch die Demoversion.

Eine Frage die viele Musiker irgendwann mal in ihrem Leben beschäftigt, wie klänge denn etwas in einer historischen Stimmung.

Da man Melodyne mehrere Spuren aufnehmen kann, kann man z.B. einen Bachchoral einspielen oder einsingen. Dann lässt man sich erst seine Intonation entsprechend der gleichschwebenden Stimmung korrigieren, dann auf reine Stimmung. Es ist schon beeindruckend, wie sich der Eindruck ändert.

Es gibt auch Musiker, die zum Beispiel neue Stücke zu erst in einen Multitracker einsingen. Also mit sich selbst einen Chor bilden. Ich mach das auch ganz gerne. Das Problem dabei ist, der begrenzte Umfang der Stimmung. In den Randlagen der Stimme ist die Intonation nicht so toll, und als Sopran bin ich schlichtweg nicht tauglich.

Melodyne biegt die gequälte Intonation der Randlage hin. Es ist zwar auch mit anderer Audiosoftware ein leichtes, eine Stimme zu transponieren. Aber Melodyne erzeugt ein wesentlich angenehmer zu hörendes Ergebnis. In einem vierstimmigen Chorsatz mit etwas Hall versehen, gehe ich dann auch als frischer Knabensopran durch und nicht als Mickey Mouse II.

Auch für (Chor)sänger dürfte Melodyne eine Hilfe sein. Lernt man eine Stimme, weiß man am Anfang teilweise nicht so recht, habe ich jetzt wirklich richtig gesungen oder nicht. Also singt man seinen Part in Melodyne ein und lässt sich dann auswerten.

Auch für die Gehörbildung lässt sich das Programm anwenden. Man kann sein Hörbeispiel importieren und feststellen lassen, ob man wirklich alles richtig erkannt hat. Auch für Intonationsübungen ist das Programm gut. Wie sauber singe ich zum Beispiel eine Terz.

Beginnt man Kammermusik zu machen, kann Melodyne auch ein nettes Werkzeug sein. Anfänglich weiß man ja nicht so recht, ob man wirklich zusammenspielt. Bzw. es ist auch nicht unbedingt klar, wie exaktes Zusammenspiel sich wirklich anhört.

Man kann die Stimme seines Kammermusikpartners aufnehmen und nach Melodyne importieren. Während diese abgespielt wird nimmt man sich selbst auf. Melodyne zeigt an, wie genau man wirklich mitgespielt hat. Durch die Korrekturfunktionen kann man sich dann auch deutlich machen, wie es den wirklich klingen hätte müssen.

Letztendlich kann Melodyne für viele Fragen eine Krücke sein. Es gibt immer wieder Phasen, in denen man seine Fähigkeiten entwickelt, aber man kein oder zu selten ein geeignetes Gegenüber hat, dass helfend und kontrollierend eingreifen kann. In diesen Phasen kann so ein Werkzeug wie Melodyne hilfreich sein.

Der Beitrag wurde am Freitag, den 30. März 2007 um 08:26 Uhr veröffentlicht von Stephan Zitzmann und wurde unter den Kategorien: Gehör, Lernen, praktisch, Software abgelegt. | Es gibt 2 Kommentare