Überlegungen zum freien Anschlag “Tirando”
Auf Grund von Fragen eines Schüler habe ich mir überlegt, ob man die Form der Finger beim freien Anschlag physikalisch begründen kann.
Die physikalischen Notwendigkeiten lauten:
- Die Decke kann nur senkrecht zur Deckenebene schwingen.Deswegen muss die Saite zur Decke hin ausgelenkt werden.
- Physikalisch gesehen wäre es wegen der Kraftausnutzung optimal, wenn die Auslenkung exakt 90 Grad zur Decke hin betragen würde. Deswegen wäre es optimal, wenn die Linie, die Endglied und Mittelglied bilden, senkrecht zur Decke stehen.
- Um die Kraft des Grundgliedes optimal zu übertragen müsste es im rechten Winkel zu der Wirklinie des Endgliedes und Mittelgliedes stehen. Das Grundgelenk beschreibt ja mit dem Mittelgelenk eine Kreisbahn. Die Kraft wirkt maximal in die tangentiale Richtung der Kreisbahn und damit senkrecht zum Radius bzw. Grundgliedes.
Das Ergebnis sähe so aus.
Leider gibt es geometrische und anatomische Einschränkungen, die diese optimale Ausführung nicht zulassen.
- Die von der Fingerkuppe beschrieben Bahn touchiert dann die tiefer gelegene Saite. Deswegen darf die Wirklinie Mittelglied und Endglied nicht mehr mit 90 Grad zur Decke stehen.
- Das Grundglied kann nicht unbedingt 90 Grad zu der Wirklinie Mittelglied und Endglied stehen, weil die Sehnen der Fingerinnenseite in den Gelenken so gestaucht werden, dass sie sich nicht mehr richtig frei bewegen können und die Bewegung schwerfällig wird. Der Winkel sollte den 90 Grad soweit angenähert werden, dass die Beweglichkeit des Mittelgelenkes nicht beeinträchtigt ist. (Das mit den Sehnen kann man wunderbar in dieser Grafik von Wikipedia erkennen.)
Das Ergebnis sieht dann ungefähr so aus:
Und hat erstaunlich viel mit der wirklichen Fingerhaltung zu tun.
Der Beitrag wurde am Freitag, den 3. Oktober 2008 um 08:31 Uhr veröffentlicht von und wurde unter den Kategorien: Gitarre lernen, Technik abgelegt. | Es gibt keinen Kommentar .