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Gitarrenunterricht in Frankfurt

Dipl.-Gitarrenlehrer Stephan Zitzmann

Das zweischneidige Schwert der Motivationspsychologie

Als ich den Fragebogen unter musiklehrer-fuer-musiklehrer.de/umfrage-1 ausgedacht habe, war ich mit einem Problem konfrontiert, welches das Problem der Motivationspsychologie gut beschreibt.

Woran liegt es, wenn sich die Motivationslage im Laufe eines Unterrichtsverhältnisses verändern? Mit meinem Fragebogen kann ich z.B. feststellen, dass es unter Umständen einen Zusammenhang gibt, dass der Lehrer in gewisser Weise verantwortlich ist. Aber was ich nicht erfassen kann, ob es auch einen Zusammenhang zwischen Persönlichkeit des Schülers und der Entwicklung der Motivation gibt.

Es gibt eine spannende These der Motivationspsychologie. Jeder hat implizite und explizite Motive. Implizite Motive können von einem Menschen nicht formuliert werden, weil sie in der Frühkindheit entstanden sind.  Explizite Motive sind Motive, über die ein Mensch sprechen kann. Aber jetzt kommt das Entscheidende. Die expliziten Motive sind eigentlich Annahmen über die impliziten Motive, die mehr oder weniger zutreffen.

Je mehr die expliziten Motive mit den impliziten Motive übereinstimmen, desto weniger Willenskraft muss man aufbringen, um ein Ziel zu erreichen. Je mehr Willenskraft man aufbringen muss, desto weniger hat das explizit formulierte Ziel mit den impliziten Motiven zu tun und der Betreffende sollte sich überlegen, ob sein Ziel sein wirkliches Ziel ist.

Wenn man sich dann ansieht, wie diese impliziten Motive entstehen und ab was für einem Lebensalter sie stabil sind, kann man sich auch zu der These versteigen, das man als Lehrer sowieso nichts machen kann.

Es gibt noch viele andere Faktoren, die bestimmen, wie ein Mensch mit einem Angebot umgeht. In unserem Fall, wie ein Schüler mit dem Angebot Instrumentalunterricht umgeht. Diese werden meist schon lebensgeschichtlich vor der Aufnahme eines Unterrichtsverhältnisses von anderer Seite geprägt. Z.B. für das Klima bezüglich Leistung in einer Familie ist ein Lehrer nicht verantwortlich. Aber dieses Klima ist zum Beispiel entscheiden, wie ein Schüler mit Misserfolg umgeht. Und das kann ein Lehrer nicht umbiegen.

Es werden zwar Methoden zur Veränderung beschrieben, aber die liegen im psychotherapeutischen Bereich und überschreiten bei weitem die Kompetenz eines Instrumentallehrers.

Also könnte man auch sagen, wenn es einem Schüler keinen Spaß macht, ist das nicht der Fehler des Lehrers, sondern die Gründe liegen im Schüler.

Ein einfaches Beispiel. Ich finde das immer wieder im Gruppenunterricht in der ersten Stunde spannend, wenn ich eine Begleitung zu den ersten Wechselschlagversuchen spiele. Da kommt es auch schon einmal vor, dass der eine Schüler sich sofort genussvoll im Takt mitwiegt, während der andere Schüler ziemlich steif und ungerührt mitmacht. Aber es ist nicht so, dass der genießende Schüler zwangsläufig der Schüler ist, der bei der Stange bleibt. Wenn der steife Schüler die deutlich bessere Selbstdisziplin beim Thema Üben aufbringt, wendet sich das Blatt zu seinen Gunsten.

Weiter erlaubt die Motivationspsycholgie die These,  über den Aufwand, den jemand für ein Ziel treibt, kann man sagen, wie viel demjenigen das Ziel bedeutet.

Überspitzt könnte man sagen, wenn ein Lehrer den Schüler motivieren muss, dann ist das ein Zeichen dafür, das der betreffende Schüler eigentlich nicht will.

Ich weiß, was ich hier schreibe, ist vermutlich für einige ziemlich starker Tobak.

Wie sehe ich die Dinge jetzt wirklich.

Es ist so, dass ein Schüler immer wieder eine Bilanz zieht. Dieses Ergebnis dieser Bilanz hängt von vielen Faktoren ab. Einige fallen in meine Verantwortung, einige in die Verantwortung des Schülers und dessen Eltern. Viele Faktoren sind einfach so.

Ein Schüler betreibt Güterabwägung. Diese betreibt er auf Grund seines Wissens über Zusammenhänge. Meine Möglichkeit ist, diese Zusammenhänge für den Schüler transparent zu machen. Das bedeutet für mich, ich zeige dem Schüler, was Freude an der Musik macht und wie man an diese Freude kommt. Wie dann der Schüler entscheidet, ist dann ein offener Prozess, dessen Ergebnis ich und andere akzeptieren sollten.

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Der Beitrag wurde am Freitag, den 15. Mai 2009 um 08:52 Uhr veröffentlicht von und wurde unter den Kategorien: Gitarrenunterricht abgelegt. | Es gibt keinen Kommentar .