Über Krücken und Pendel
Übemethoden haben ab und zu den Charakter von Krücken. Man muss sie irgendwann loswerden. Aber wenn man die Krücken wegwirft, fällt man vielleicht gleich so hin, dass man gar nicht mehr auf die Krücke verzichten will. Oder man bemerkt gar nicht, dass man wieder in die alten Muster zurückfällt.
Um mit diesem Problem umzugehen, habe ich für mich das System des „Pendels” entdeckt.
Ich habe einen Schüler, der ungewöhnlich starke rhythmische Probleme hat. Ohne Zählen oder Metronom fällt es ihm schwer einen Rhythmus richtig zu spielen.
Also gehen wir so vor.
Er spielt die Stelle zu erst mit Metronom. Dann spielt er sie ohne Metronom und versucht zu bestimmen, ob es sich genauso angehört hat, wie mit Metronom.
Dann spielt er wieder mit Metronom, dann ohne. Weil er hin und her pendelt, nenne ich das System „Pendel”.
Nach einer Weile versucht er zwei, dann drei, usw. richtige Versionen ohne Metronom zu spielen, dann wieder eine Version mit Metronom.
Dieses System kann man auf viele Dinge anwenden.
Ich halte das Pendelsystem für wichtig, weil es meiner Erfahrung so ist, der Schüler gewöhnt sich bei vielen Dingen an die Fehler, und nimmt sie nicht mehr so richtig wahr. Der Eindruck der einmaligen Demonstration aus der Stunde verblasst aber rasend schnell und der Eindruck des Fehlers wird dann doch eher prägend.
Dann gibt es auch noch einen ökonomischen Grund. Für manche Stellen verwendet man mehrere Methoden. Diese Methoden kann man mental nicht unbedingt gleichzeitig ausführen, weil es sonst zu einem mentalen Overflowerror kommt. Also muss man sich die Folgen der Übemethoden auf das Klangergebnis einprägen und dann via Klangergebnis überprüfen, ob man die Stelle richtig ausgeführt hat.
Der Beitrag wurde am Freitag, den 20. November 2009 um 08:16 Uhr veröffentlicht von und wurde unter den Kategorien: Gitarre lernen, Übemethodik abgelegt. | Es gibt keinen Kommentar .