Ich kann das nicht greifen, weil alles so verkrampft ist!
Ein Schüler beklagte sich, dass er mit diesem Akkord in Dowlands „My Lord Willoughby´s Welcome Home“ nie greifen können würde. Und es war grausam, was er nach zwei Wochen Üben an dieser Stelle ablieferte. Er konnte die Finger nicht genug spreizen, er konnte die Finger teilweise nicht richtig aufsetzen.
Vielleicht sollte klar sein, wer verzweifelt versucht in irgendwelche Akkorde hineinzuspringen und dies immer wieder tut, verlängert unnötig sein Leiden.
Was ist mit „Hineinspringen“ gemeint? Das Bestreben des Schülers, die Stelle mit dem Akkord rhythmisch richtig zu spielen. Deswegen versucht er mit einem sehr hohen Bewegungstempo den Akkord zu greifen. Dummerweise passiert durch die Hast und Hektik ein sonderbares Phänomen. Je heftiger und unkontrollierter man an einem Muskel zerrt, desto größer ist die Gefahr, dass dieser verhärtet und verkürzt. Damit wird die Beweglichkeit, Spreizfähigkeit, die Beuge- und Streckfähigkeit der Finger teilweise erheblich beeinträchtigt.
Aus irgendeinem Grund, der mir unbekannt ist, kann man diese muskulären Reflexe stark abmildern, wenn man versucht sehr langsame und geschmeidige Bewegungen auszuführen. Diesen Sachverhalt kann man für das Üben von solchen unangenehmen Griffwechseln ausnutzen.
Man übt den Griffwechsel einfach mit einem sehr langsamen Bewegungstempo und achtet dabei darauf, dass die Bewegungen nicht ruckartig sind. Besonders bei Widerständen sollte man nicht versuchen diese zu brechen, in dem man an dem Finger reißt, sondern versucht den Finger sanft weiter zu drücken.
Ich habe den Schüler für 10 Minuten auf diese Art und Weise den Griff üben lassen. Danach konnte er den Akkord problemlos greifen.
Der Beitrag wurde am Freitag, den 12. März 2010 um 08:01 Uhr veröffentlicht von Stephan Zitzmann und wurde unter den Kategorien: Gitarre lernen, Gitarrenunterricht, Übemethodik abgelegt. | Es gibt keinen Kommentar .