Versagensängste
Mir ist in den letzten Wochen ein Zusammenhang klar geworden, den ich schon öfters beobachten konnte, aber noch nie so richtig begriffen habe, weil dieses Phänomen glücklicherweise selten auftritt.Es geht um Schüler, die plötzlich und etwas unvermittelt zum Weinen beginnen, wenn die Finger nicht das tun, was sie tun sollen. Dass die Frage, wie es denn gerade in der Schule liefe, meist das Ergebnis liefert, dass es nicht so gut läuft und man den Glauben an sich verliert, ist mir nichts Neues. Ich sage dann meist ein paar tröstende Worte und die Situation entspannt sich wieder.
Jetzt hatte ich es zum zweiten Mal in kurzer Zeit, dass eigentlich leistungsfähige Schüler leistungsmäßig stark einbrachen. Bei der ersten Schülerin habe ich zwar verstanden, dass die schulische Situation Auswirkung hat und ich versuchte zu ermutigen, was aber misslang.
In einer Unterhaltung mit dem zweiten Schüler wurde mir der Mechanismus klar, warum das Üben einschläft. Wenn es beim Üben nicht klappt, dann käme die Angst hoch, und deswegen würde man lieber nicht üben, um nicht mit der Angst konfrontiert zu werden.
Was mache ich jetzt mit dem Schüler. Ich habe mit dem Schüler einen Übevertrag geschlossen. Zweck des Übevertrages ist, der Schüler soll feststellen, wie sich seine Angst oder Unbehagen sich verändert, wenn er wieder regelmäßig übt.
Die Mutter hat mir erzählt, dadurch dass dieser Zusammenhang angesprochen worden ist und sie ihn jetzt auch kennt, wäre das Üben kein konfliktträchtiges Thema mehr, weil einerseits der Sohn jetzt wieder mehr von selber üben würde und das Üben keine Machtprobe mehr ist.
Ich will hoffen, dass das so bleibt.
Lange Rede, kurzer Sinn: Wenn Schüler plötzlich das Üben einstellen, muss das nicht unbedingt mit der Motivation zusammenhängen, sondern es kann sein, dass dem Schüler etwas Angst macht, diese Angst beim Üben auch auftaucht und er diese meidet
Aus meiner Erfahrung würde ich sagen, dies ist aber selten. Bei zwei Fällen bin ich mir sicher, dass dieser Mechanismus zutraf. Bei drei weiteren Fällen würde ich sagen, es könnte sein, dass dies die Erklärung sein könnte.
Der Beitrag wurde am Freitag, den 21. Mai 2010 um 08:13 Uhr veröffentlicht von Stephan Zitzmann und wurde unter den Kategorien: Gitarrenunterricht abgelegt. | Es gibt keinen Kommentar .