Metronom! Schadet das?
Vor Kurzem habe ich in einer Usenetgruppe gelesen, wie jemand berichtete, seine Klavierlehrerin wäre strikt gegen die Nutzung des Metronomes gewesen, weil es verhindern würde, ein Rhythmusgefühl zu entwickeln.
Diese Aussage kam zu einem Zeitpunkt, an dem ich mich fragte, ist das Metronom wirklich so zielführend, wie Du glaubst.
Zu erst, warum habe ich das Metronom in meinen Unterricht eingeführt? Ich persönlich habe das Metronom für mich sehr spät entdeckt. Das liegt daran, wie es mir präsentiert wurde. Übe mal mit Metronom, das hilft. Mehr an Anleitung kam nicht. Das war zu erst wie bei vielen ziemlich frustrierend. Ich habe mir dann mit MIDI-Dateien und Aufnahmen geholfen. Das machte auch mehr Spaß. Irgendwann kam ich auf sehr verschlungenen Wegen auf die Idee, dass Metronom nicht auf Viertel und Halbe einzustellen, sondern anfänglich auf den kleinsten Notenwert. Das hat mein Üben sehr beflügelt. Zeitgleich hatte ich die Entwicklung, dass meine Schüler sich immer leichter auf der Gitarre taten und häufig zu schnell spielten bzw. eigentlich zu schnell übten.
Gegen dieses zu schnell ist das Metronom ein sehr gutes Mittel. Also meine älteren Schüler wurden mal wieder zu Versuchskaninchen erklärt und die Übeergebnisse verbesserten sich. Es kam gerade nicht häufig vor, dass ich das Metronom anmahnen musste, sie nutzten die Methode von selber.
Darauf führte ich das Metronom auch bei meinen Anfängern ein. Zu erst nahmen die Dinge einen positiven Verlauf. Aber nach einiger Zeit traten bei wenigen, aber doch für meinen Geschmack zu vielen Schülern rhythmische Probleme auf, die ich bisher so nicht kannte.
Im Laufe der Zeit stellte sich heraus, meine Schüler zählten nicht mehr mit den besprochenen Zählweisen, sondern zählten die Klicks des Metronomes ab und verwirrten sich damit selbst. Also probierte ich mit ihnen aus, was passiert, wenn sie die Standardzählweisen verwenden. Das rhythmische Problem war verschwunden und meine Schüler meinten, eigentlich hätte man mit Zählen eine bessere Übersicht. Aber da müsse man sich so extrem konzentrieren. Und trotz aller Erkenntnis zählten die meisten der betroffenen Schüler trotzdem nicht. Anscheinend ist die benötigte geistige Leistung zu hoch.
Aber mir ist auch etwas anderes aufgefallen, warum das Metronom sich vielleicht kontraproduktiv auswirken könnte. Wenn Schüler mitzählen, dann gewinnt das Zählen eine gewisse Eigendynamik und wird in gewisserweise zu einem Rhythmus. Dieser Effekt scheint mir sich mit dem Metronom nicht so leicht einzustellen als ohne Metronom.
Weiter fällt mir auf, dass bei Schülern, wenn sie mit Metronom spielen, es sich bei weitem nicht so gut in Mimik und Körperbewegung, wenn man will also in der Körpersprache, ablesen lässt, ob die Kinder mitzählen oder nicht. Aber genau das dürfte etwas mit dem Effekt der Eigenrhythmisierung des Zählens zu tun haben.
Deswegen habe ich mal einige Schüler aufgefordert, sie sollten darauf achten, dass sie ihr Zählen im Kopf wirklich beachten würden. Darauf wurden die Körperreaktionen, die mich auf innerliches Zählen schließen lassen, auffallend deutlich. Teilweise war das Zählen als Flüstern zu hören.
Es scheint so zu sein, dass das Metronom eine Art Sicherheit ist, die dazu führt, dass man Methoden der Eigensicherung unterlässt und deswegen keine Sicherheit entwickeln kann.
Was werde ich für Konsequenzen aus diesen Beobachtungen ziehen?
Mich interessiert das Metronom weniger deswegen, damit das Tempo stabil bleibt, sondern dass ein sinnvolles Tempo beim Üben eingehalten wird. Das bedeutet, dass das Metronom nicht während des Spielens mitlaufen muss. Also
- Metronom einschalten
- Tempo abnehmen
- Metronom abschalten
- dann spielen.
Der Beitrag wurde am Freitag, den 10. September 2010 um 08:50 Uhr veröffentlicht von Stephan Zitzmann und wurde unter den Kategorien: Gitarre lernen, Gitarrenunterricht, Übemethodik abgelegt. | Es gibt keinen Kommentar .