Geometrische Körperexperimente – Teil 5
Heute schließe ich die Artikelserie um die geometrischen Körperexperimente ab.
Aber warum fühlen sich die Bewegungen unter diesem neuen Gesichtspunkt leichter an. Auf Grund meiner Kenntnisse über die sportliche Bewegungslehre würde ich einfach sagen, ein neuer Aspekt der Betrachtung führt zu höherer Bewegungsqualität.
Das Merkwürdige ist aber, ich bin auf dieses Phänomen gekommen, weil ich mir bei bestimmten Bewegungen z.B. dachte, dass sieht so aus, als würde derjenige denken, die Fingerkuppe bewegt sich auf einer Linie. Und derjenige tat das dann auch. Als ich die neue Bewegungsvorstellung vermittelte, sah die Bewegung anders aus und fühlte sich für den Schüler besser an.
Es mag vielleicht sein, dass es sich hier um Eigensuggestionen auf Grund von Eitelkeit handelt.
An mir selbst beobachte kann ich zum Beispiel am Daumenanschlag folgendes beobachten. Stelle ich mir den Weg der Daumenkuppe zur Saite als Gerade vor und dann als Kurve, dann ist bei der Vorstellung der Gerade die Bewegung angespannter. Ich habe den Eindruck, mein Daumen versucht sich zu strecken, um die Vorstellung der Linie zu erfüllen, obwohl die Daumenkuppe letztendlich den gleichen Weg beschreibt, wie wenn ich mir eine Kurve vorstelle.
Eigentlich habe ich in dieser Artikelserie zwei Dinge zusammengeführt, die man auch getrennt betrachten kann. Einerseits die Bewegungsanalyse, andererseits die psychologischen Momente, die mir aufgefallen sind, als ich mich mit dieser Analyseform auseinandersetzte.
Die Bewegungsanalyse ist vermutlich für jeden hilfreich. Aber interessant ist vielleicht zu wissen, wie setzte ich diese Analyse im Unterricht ein. Letztendlich präsentiere ich den Schülern die Ergebnisse und führe mit ihnen die Einzelbewegung durch. Bei der linken Hand lasse ich, wenn die Sache nicht allzu komplex ist die Schüler auch selbstständig analysieren. Ich empfinde es als hilfreich. Weiter habe ich festgestellt, dass die Analysen auch meinen Blick für die Bewegungen meiner Schüler geschärft haben und ich die Probleme wieder ein Stück besser verstehe.
Auf die psychologischen Aspekte komme ich selten im Unterricht zu sprechen. Wenn, dann geht es eher um die intuitiven Bewegungsvorstellungen.
Dass die Bewegungen lockerer werden, wenn man sich ihnen unter dem Gesichtspunkt eines Experimentes nähert, verwende ich eher für mich selber. Ab und zu mache ich so etwas im Unterricht, die Schüler empfinden eine gewisse Entspannung der Bewegung. Aber deswegen eine Geisteshaltung einzuüben ist mir etwas unheimlich. Mir ist nicht wirklich klar, ob das auf lange Sicht auch nicht ein Schuss nach hinten werden kann.
Denn als ich auf den Gedanken kam, fiel mir der Begriff „der absichtslosen Absicht”, der immer wieder mal beim Thema Üben auftaucht, ein. Die Frage lautet, ab wann darf man den Schüler auffordern, die Kontrolle aufzugeben? Darf man das überhaupt? Es gibt Theorien die meiner Meinung dafür sprechen, andere dagegegen. Oder ist dieses Kontrolle aufgegeben vielleicht nicht sogar ein natürlicher Prozess, der sich automatisch ergibt, wenn man etwas gut genug kann.
Langer Rede kurzer Sinn, ich halte es ab einem gewissen Level für hilfreich, sich auch einmal so mit seinen Bewgungen auseinanderzusetzen.
Der Beitrag wurde am Freitag, den 7. Januar 2011 um 08:39 Uhr veröffentlicht von Stephan Zitzmann und wurde unter den Kategorien: Gitarre lernen, Übematerial, Übemethodik abgelegt. | Es gibt keinen Kommentar .