Repräsentationsmeditationen – 2
Je länger ich mich mit diesem Thema Repräsentation beschäftige und mein Inneres beobachte, desto mehr Fragen stelle ich mir.
Wie sind Repräsentationen in all den Vorgängen des Musizierens beteiligt. Ich habe noch nie jemanden diese Frage gestellt, aber als ich jetzt erneut über diese Dinge nachdenke, stellt sich mir die Frage, warum höre ich keine Dissonanz, wenn ich einen falschen Ton spiele? Sondern warum höre ich nur, dass der Ton falsch ist. Der reale Ton vermischt sich nicht mit dem virtuellen Ton im Kopf.
Was passiert in meinem Kopf, wenn ich einen Ton singe und mir einen zweiten gesungen Ton vorstelle. Ich höre den Klang eines Intervalles. Aber, warum höre ich den Klang eines Intervalles. Es nämlich so, wenn ich den einen Klang eines wirklich gespielten Intervall höre, dann dekodiert mein Hirn die zwei Töne aus dem Intervall. Dies muss man aber lernen. Also dürfte ich eigentlich nicht hören, was ich höre, wenn ich einen Ton singe und einen zweiten mir vorstelle.
Aber warum ergeben im Kopf die Klänge zweier vorgestellter Töne den Klang eines Intervalles. Ist das bei mir so, weil ich die entsprechende Hörerfahrung habe und weiß, wie das Intervall sich anhören muss oder hört jemand, der noch nie ein Intervall gehört hat, genau den selben Klang des Intervalles wie ich in seinem Kopf, wenn er sich die gleichen zwei Töne in seinem Kopf vorstellt.
So abstrus sich meine Beispiele anhören, es kommen drei Dinge zu Tage, die ich für wichtig halte. Arbeiten wir mit bewussten oder unbewussten Repräsentationen? Wie entstehen diese Repräsentationen?
Wenn Repräsentationen wichtig dazu sind, dass wir unsere Handlungsergebnisse beurteilen, dann ist entscheidend für uns, wie sehr die Repräsentation der gewünschten Wirklichkeit entspricht.
Ein Beispielfall. Ich erlebe fast immer bei kleinen Kindern, wenn diese zum ersten Mal ein Stück mit einem Saitenwechsel – in meinem Unterricht von der g zur h-Saite – spielen, in ihren ersten Versuchen die g-Saite statt der h-Saite anschlagen. Das erstaunliche daran ist, wie wenige Kinder von selbst darauf kommen, dass sie ihren Finger mehr strecken müssen, um die h-Saite zu erreichen. Ich muss es fast immer erklären.
So weit eine normale Geschichte. Aber wie würde die Geschichte aussehen, wenn ich nicht eingreifen würde. Vielleicht kommt das Kind darauf, dass es in seine Finger schaut, es streckt seinen Finger und trifft die Saite. Also schaut es immer wieder bei der entscheidenden Stelle in die Finger und es entsteht eine rhythmische Stockung.
Warum? Weil ein ungeeigneter Repräsentationsmodus und damit Repräsentation gewählt worden ist.
Also die bewußte Wahl des Repräsentationsmodus und der Repräsentation kann viel Zeit und Ungemach sparen.
Der Beitrag wurde am Freitag, den 13. Mai 2011 um 08:23 Uhr veröffentlicht von Stephan Zitzmann und wurde unter den Kategorien: Gitarre lernen, Gitarrenunterricht, Übemethodik abgelegt. | Es gibt keinen Kommentar .