Aufnehmen im Unterricht – Teil 1
Ich habe mir, nachdem ich vor schon ziemlich langer Zeit meinen Zoom H2 verloren habe, wieder neu gekauft. Er ist billig zu haben, weil es ein Nachfolgemodell gibt.Den letzten Zoom H2 habe ich bei Weitem nicht so eifrig im Unterricht eingesetzt, wie den jetzigen. Das hat einfache, wenn vielleicht auch verblüffende Gründe. Mittlerweile benutze ich ein Netbook statt eines großen Notebooks im Unterricht. Das Netbook kann ich gefahrlos auf ein Orchesterpult stellen, den H2 dazu. Das habe ich mit einem großen Notebook nicht gewagt. Damit kann ich das Aufnahmesystem im nebenbei bedienen. Mit einem großen Notebook wurde aus jedem Bedienschritt eine Unterrichtsunterbrechung. Minimal aber doch störend.
Ich hatte damals Samplitude auch schon, aber jetzt bemerke ich einen gewaltigen Vorteil dieses Programms zu meiner Cubase Lite Version. Die für mich entscheidenden Funktionen kann ich mit einem Tastendruck starten.
Deswegen würde ich empfehlen, wer mit Aufnahmen im Unterricht arbeiten will, soll davor ausprobieren, mit was für Tastaturkommandos er arbeiten kann. Noch viel schöner wäre es, wenn das Sequenzerprogramm erlauben würde, die Tastaturkommandos frei zu definieren. Wichtig ist, man sollte pro Befehl nur eine Taste brauchen. Alles mit zwei oder mehr Tasten lässt sich nicht mit einem lässigen unbemerkten Griff zur Tastatur auslösen und stört damit den Gesprächsfluss.
Was mir auch klar geworden ist, wichtig ist eine Funktion, mit der man schon kritische oder besonders schöne Stellen während der Aufnahme markieren kann. Weiter halte ich für den Unterrichtsfluss für dienlich, wenn man diese Marken nicht mit der Maus ansteuern muss, sondern auch mit Tasten ansteuern kann. Bei Samplitude ist das leider das Markieren nur mit zwei Tasten möglich.
Einerseits habe ich mit dem Aufnahmen gute Erfahrungen gemacht, aber es gibt ein Manko. Da wir Instrumentallehrer letztendlich meist unterschiedliche Unterrichtsräume nutzen, in welchen kein hochwertiges Abhörsystem steht, müssen wir ein leichtes portables, mobiles Lautsprechersystem benutzen.
Ich habe die Möglichkeit, die Aufnahmen aus den Unterrichtsräumen auf meinen Nahfeldmonitoren zu Hause zu hören. Was sich tonlich auf dem mobilen Ausgabesystem schlichtweg hässlich und verfremdet anhört, klingt auf den Nahfeldmonitoren ziemlich realistisch. Das mobile Ausgabesystem verfremdet die Aufnahme leider zum Unangenehmen hin.
Diese Verfremdung sorgt für Irritation. Und je jünger der Schüler hie und da sogar zu Frustration.
Das wurde mir bei meiner aller ersten Aufnahme klar. Schülerin im Alter von 9 Jahren sah das Aufnahmegerät, und nachdem sie erfahren hatte, was das ist, wollte sie unbedingt, dass ich sie aufnehme und die Aufnahme ihren Eltern schicke. Als sie die Aufnahme hörte, hatte ich den Eindruck, dass sie so schockiert war, dass sie den Tränen nah war. Und mir wurde verboten, diese Aufnahme den Eltern zu schicken.
Das lag jetzt nicht hauptsächlich an der Tonqualität, die Schülerin bekam auch mit, dass sie ein ziemlicher “Bolzheini” ist. Aber die tonliche Qualität der Wiedergabe hat es deutlich schrecklicher für sie gemacht.
Bei jungen Schülern ist problematisch, dass sie nicht einschätzen können, ob der negative Eindruck im Qualitätsproblem der Wiedergabe begründet ist, oder in ihrem Spiel. Das hat auch schon zu einigen genervten Kommentaren bei den Kleinen geführt, wenn schon wieder „dieses Ding” rumsteht.
Das waren die zwei Haupteinschränkungen, die ich zu dem Thema aufnehmen habe. Da ich aber beständig im Unterricht aufnehme, sollte man es nicht überbewerten, bloß bei den jungen Schülern ab und zu Vorsicht walten lassen.
Der Beitrag wurde am Freitag, den 15. Juni 2012 um 08:36 Uhr veröffentlicht von Stephan Zitzmann und wurde unter den Kategorien: Gitarre lernen, Gitarrenunterricht abgelegt. | Es gibt keinen Kommentar .