Vorstellung und Wirklichkeit – 5
Die Durchnummerierung der Artikel könnte den Eindruck erzeugen, dass dies hier eine durchdachte Artikelreihe ist. Es ist keine. Das Thema rumort in mir und mir fällt immer etwas Neues ein. Es handelt sich hier um ein lautes Nachdenken in der Öffentlichkeit.
Natürlich konnte ich es nicht lassen meine Schüler zu meinem Erkenntnisgewinn als Versuchskaninchen zu verwenden.
Dabei konnte ich ein paar interessante Feststellungen machen. Erstaunlicher Weise können sich die meisten ziemlich schnell den Klang vorstellen. Der kleine Teil überhaupt nicht.
Aber trotz Klangvorstellung funktionieren die Sachen nicht wesentlich besser. Ich merke zwar etwas, die Schüler auch, aber die motorischen Stolpersteine bleiben.
Also habe ich an der Bewegungsvorstellung gearbeitet. Sich die Bewegung als solches vorzustellen fiel den meisten leicht. Aber sich die Bewegung zur Musik – also rhythmisch korrekt – vorzustellen, brauchte immer mehrere Anläufe. Statt ein bis zwei Versuche brauchte es meistens um die fünf Versuche.
Die Ergebnisse, die ich dadurch erzielte, waren bemerkenswert. Aber wie sah es in der nächsten Stunde aus? War noch von dem guten Ergebnis etwas zu sehen? Die Schüler, die mit der Vorstellung zu Hause gearbeitet hatten, stachen durch ihre Verbesserung heraus.
Aber das halte ich nicht für die relevante Erkenntnis. Sondern, die Klangvorstellung evoziert nicht die richtige Bewegung, sondern man muss die Bewegungsvorstellung in die Musik einpassen.
Die interessante Frage ist, ist dies in der Vorstellung leichter zu bewerkstelligen, weil das Sträuben des Körpers und der Finger nicht im Weg stehen und nicht stören.
Aber bei meinen Experimenten fiel mir noch etwas anderes auf. Der „Proband” war ein Drittklässler, der erst seit zwei Monaten Unterricht hat. Dieser taktierte bei seinem Vorstellen mit. Diesem Taktieren konnte ich entnehmen, dass sein inneres Metrum einer Achterbahn entsprach.
Dieses Taktieren entsprach dem, was er auch im realen Kampf mit den Fingern spielte. Bei Tonwechseln kamen die Stockungen.
Daraus schließe ich, dass in der Vorstellung, dieselben Probleme auftreten können, wie in der Wirklichkeit. Wen man die Dinge nicht unter einen Hut bekommt, dann kann das Ergebnis nicht stimmen.
Der Beitrag wurde am Freitag, den 21. Dezember 2012 um 20:48 Uhr veröffentlicht von Stephan Zitzmann und wurde unter den Kategorien: Gitarre lernen, Gitarrenunterricht, Übemethodik abgelegt. | Es gibt keinen Kommentar .