Youtubepsychologie
Ich war in den letzten Tagen krank und ich habe auf Youtube herumgestöbert. Wobei mich ein Vorschlag von Youtube neugierig machte, weil ich mir es nicht so recht vorstellen konnte, dass ich den Vorschlag richtig verstanden hatte.
Ein Sozialphobiker berichtet vor der Kamera der ganzen Welt von seinem Leben mit der sozialen Phobie. Jemand der massive Probleme im wirklichen Leben hat mit Menschen in Kontakt zu treten, erzählt dies in einem weltweiten Medium. Weitere Recherchen zeigten mir, es gibt eine Menge Menschen, die auf Youtube von ihren Leben mit psychischen Störungen berichten.
Warum ist so etwas für einen Gitarrenlehrer interessant?
Momentan habe ich eine Schülerin, die unter “selektivem Mutismus” leidet. Ich gehöre zwar zu der Kategorie Menschen, die voll geplappert werden, aber ab und zu entstehen im Unterricht Szenen, die ich aus meinem bisherigen Erfahrungshorizont befremdlich finde.
Ein Gespräch mit der Schülerin ist darüber nicht möglich, weil sie eklatante Schwierigkeiten hat, über ihr Innenleben zu sprechen.
Genau in diese Lücke können solche Youtubevideos stoßen. Dort gab es Menschen, die ihr Innenleben so plastisch darstellen konnten, sodass es mir eine bessere Vorstellung gegeben hat, was in diesen Menschen vorgeht, als reine Infos über die Krankheit.
Es dürfte zwei Gründe geben, warum das funktioniert.
- Die Fähigkeit sein Innenleben verständlich darzustellen, ist unterschiedlich.
- Der Zeitfaktor. Wenn Eltern über das Problem ihres Kindes reden, dann bekommt man höchstens 10 Minuten lang Input. Spricht man mit den Betroffenen, dann erhält man über die Zeit Infohäppchen.
Im Youtubeformat wird darauf wesentlich mehr Zeit verwendet.
Worüber man mit mir vielleicht eine Minute lang spricht, wird dort auf wesentlich mehr Zeit ausgedehnt.
Der Beitrag wurde am Freitag, den 29. August 2014 um 08:45 Uhr veröffentlicht von Stephan Zitzmann und wurde unter den Kategorien: Gitarre lernen, Gitarrenunterricht abgelegt. | Es gibt keinen Kommentar .