Primarcy of the Ear (Ran Blake) – Ein Ideenkatalysator 2
Grundsätzlich geht Ran Blake davon aus, wenn man Stücke oft genug hört, dass man diese dann in sich hört.
Ran Blake empfiehlt unter anderem, die zu lernenden Stücke auch im Nebenbei z.B. bei der Hausarbeit zu hören.
Musikalisierung im Nebenbei? Was liegt also näher als die Schüler einfach zu bitten, dass zur Zeit geübte Stück einfach ohne Noten vor zu singen. Kein einziger Schüler ist bis zum Ende seines Stückes gekommen. Darunter auch ein langjähriger Chorsänger.
Das interessante bei dem Experiment war, dass nicht falsche Tonhöhen gewählt wurden, aber die Richtung stimmte, sodass mit viel, viel gutem Willen das eigentliche Stück hätte erraten können, sondern früher oder später gänzlich der Bezug zum kompletten Stück fehlte.
Es gab auch Schüler, die sagten, sie würden das Stück in sich hören, aber keinen Ton singen konnten. Das waren aber Schüler, die eigentlich ziemlich gut nachsingen können.
In diesem Umfeld gab es ein anderes Erlebnis, das ich sehr verblüffend fand. Der Schüler sang vollkommen korrekt eine mehrfache Tonrepetition. Trotz alledem wollte er den letzten Ton dieser Repetition höher spielen und war der festen Überzeugung er sänge den Ton auch höher.
Das Klang nicht gleich Tonhöhenwahrnehmung ist, ist mir schon lange klar. Aber dass Klangerinnerung und Tonhöhenerinnerung oder -vorstellung so stark entkoppelt sein können, fand ich verblüffend.
Ich gab manchen Schülern die Aufgabe, nicht das Stück zu üben, sondern sich mit der Gitarre sich beizubringen das Stück zu singen. Alle berichteten übereinstimmend, dann würde man sich besser zuhören. Teilweise wäre es lustbetonter als das normale Üben.
Für mich habe folgende Aufgabe gerne gemacht. Ich sehe mir Noten an, stelle mir vor wie sie klingen, lege sie weg und versuche sie dann zu singen.
Es fällt schwer zu beschreiben, was für mich genau anders ist, als beim vom Blatt singen. Aber bei dieser Methode wird die Gestalt der Melodie für mich klarer. Bei herkömmlichen Vom-Blatt-Singen schaue ich mir die Noten an und greife zu den Strategien, die man mir im Gehörbildungsunterricht beigebracht hat. Damit hangle ich mich von einer Struktur zur nächsten.
Durch diese Übung bin ich auch auf eine andere Übung verfallen. Man spiele ein paar Noten seines Stückes an, stoppt das Spielen, höre im Kopf weiter und versuche dann, ein paar Takte später die Töne zu singen.
Der Beitrag wurde am Freitag, den 7. April 2017 um 08:18 Uhr veröffentlicht von Stephan Zitzmann und wurde unter den Kategorien: Gitarre lernen, Gitarrenunterricht, Musikalität abgelegt. | Es gibt keinen Kommentar .