Musiker in Bewegung – Alexandra Türk-Espitalier
Nachdem meine Geschwister und ich nach dem Tode meiner Eltern Unmengen hochwertige Bücher entsorgen mussten, habe ich beschlossen mir nur noch Bücher zu kaufen, die ich nicht nur zum Einmal-Durchlesen brauche. Deswegen versuche ich vorab herauszufinden, was bestimmte Bücher für mich taugen.
Deswegen fand ich es erfreulich, dass in der Frankfurter Stadtbücherei das Buch „Musiker in Bewegung“ von Alexandra Türk-Espitalier ausleihbar ist.
In dem Buch werden Gymnastikübungen für Musiker vorgestellt. Das Buch ist deswegen interessant, weil Alexandra Türk-Espitalier einerseits Flöte studiert hat, aber andererseits eine Ausbildung zur Physiotherapeutin hat.
Wie finde ich das Buch? In vielen Dingen sehr angenehm.
Mir stößt bei meiner Beschäftigung mit dem „Physiomarkt“ sehr unangenehm auf, dass sich Versuchen die Ansätze gegeneinander auszuspielen. Der eine Anbieter setzt auf Dehnung, hält aber Kräftigung für Teufelszeug. Der andere schwört auf Kräftigung und hält deswegen Dehnung für unnötig.
Handelt es sich dann noch um körperorientierte Ansätze für Kunstformen, die den Körper als Arbeitsgerät benötigen, kommt gerne ein zivilisationkritischer oder esoterischpsychologischer Überbau dazu. All das findet sich nicht bei Frau Alexandra Türk-Espitalier.
Nach Durchsicht des Buches fällt mir auf, dass trotz meiner nicht unerheblichen Krangengymnastikerfahrung, die Einflussfaktoren der Krankengymnastik nicht so recht klar geworden sind, obwohl sie auf mich angewandt wurden.
- Kräftigung
- Dehnung
- Koordination
- Mobilisation
Die ersten drei Faktoren waren mir aus meiner sportlichen Erfahrung unterschwellig klar. Der Faktor Mobilisation ist mir durch das Buch klar geworden.
In dem Buch werden die Übungen nach Körperregion sortiert. Dort werden sie nach den obengenannten Faktoren unterschieden.
Es gibt dann noch Übungen am Instrument. Leider nicht für uns Gitarristen. (Das Wort Gitarre wird nur einmal in dem Buch erwähnt.) Dazu gibt es Trainingspläne.
Sind die Übungen gut erklärt? Persönlich hielte ich es für eine gute Idee, wenn es eine DVD zu dem Buch gäbe, auf der „vorgeturnt“ wird. Also ich habe Bücher, bei denen es mir leichter fällt, mir die Übungen vorzustellen. Aber letztendlich ist mir Video aus mehreren Perspektiven am liebsten.
Einen Kritikpunkt habe ich an dem Buch. Am Anfang des Buches schlägt Alexandra Türk-Espitalier vor eine Bestandsaufnahme mit einer anderen Person eine Art Bestandsaufnahme der eigenen Köperhaltung zu machen, um Fehlhaltungen zu benennen und dementsprechend den Körper zu kräftigen.
Das halte ich für eine Überforderung des Mitmenschen. Einerseits, weil doch sehr viel Widersprüchliches über Körperhaltung kursiert oder dieses doch vom Laien unterschiedlich interpretiert wird. Andererseits weiß ich aus Erfahrung, das Disbalancen sehr wehtun können, aber das man Disbalancen dem Körper nicht ansieht. Eine fachmännische Anamnese würde ich da doch vorziehen.
Also das Buch werden meine Erben wegwerfen müssen.
Der Beitrag wurde am Freitag, den 18. Oktober 2019 um 08:29 Uhr veröffentlicht von Stephan Zitzmann und wurde unter den Kategorien: Buchbesprechung, Gitarre lernen, Gitarrentechnik, Gitarrenunterricht, praktisch, Übematerial, Übemethodik abgelegt. | Es gibt keinen Kommentar .