Standardnotation mit Originaltabulatur vergleichen
Ich beschäftige mich momentan mit einem Stück von Silvius Leopold Weiss.
Mir lag eine Bearbeitung für klassische Gitarre vor und eine Notenabschrift der Tabulatur. Wie so oft hat sich mir bei Transkriptionen von Lautenwerken die Frage gestellt, was steht da wirklich in der Tabulatur.
Also bei Dowland reicht ein kurzer Blick in die Tabulatur und man weiß, was Dowland geschrieben hat. Denn die Laute ist fast genauso gestimmt wie die heutige Gitarre und hat (fast) genauso viel Saiten. Bei Silvius Leopold Weiss hat man dann ein Problem.
Ein kleiner Exkurs für den Laien, der mit der Problematik nicht vertraut ist.
Hier die Stimmung zu Dowlands Zeit.
Wenn man diese Stimmung um eine kleine Terz transponiert,
sieht man, man muss auf der Gitarre nur die g-Saite nach fis stimmen, und man kann die Tabulatur eigentlich abspielen. Deswegen ist es leicht diese Tabulatur im Kopf in Noten umzurechnen.
Bloß bei Silivius Leopold Weiss war das ziemlich anders, weil die Lautenstimmung rein gar nichts mit der Gitarrenstimmung zu tun hat. Und das Instrument hatte in dem Fall auch noch 13 Chöre.
Man müsste die Gitarre arg umstimmen, um eine ähnliche Stimmung zu haben. Aber wegen der fehlenden Basschöre dürfte das nicht einmal sehr viel helfen.
Die Sache wird auch nicht leichter, weil Weiss auch Buchstaben statt Zahlen für die Bünde verwendet. Das wäre nicht weiter schlimm, wenn das a nicht für 0 und b für 1 stehen würde.
Exkurs Ende.
Also baute ich mir in Musecore eine Tabulatur für eine dreizehnchörige Barocklaute und kopierte meine Noten in diese Tabulatur. Dann erhielt ich eine Tabulatur. Diese Tabulatur war dann mehr oder weniger deckungsgleich mit dem Faksimile des Faksimiles von dem Weissstück.
Natürlich gibt es bei der Konvertierung der Noten zur Tabulatur Abweichungen zur Quelle. Aber das ist recht schnell zurecht geschoben. Hat man das alles getan, sieht man sehr schön und schnell, wo die Vorlagen zum Faksimile der Tabulatur abweichen.
Dann kann man sich überlegen, ob man der Interpretation der Vorlage folgt oder seine eigene Interpretation der Tabulatur vornimmt.
Der Beitrag wurde am Freitag, den 28. Februar 2020 um 08:22 Uhr veröffentlicht von Stephan Zitzmann und wurde unter den Kategorien: Gitarrenunterricht, Krimskrams, Noten, Notensatz, praktisch, Software abgelegt. | Es gibt keinen Kommentar .