Weltrekorde, Doping und Metronom
In meinen Anfangszeiten gab es nur Metronome, deren Temposkalen identisch mit den Skalen der mechanischen Metronome war.
Die Anweisung zum Temposteigern waren unterschiedlich. Aber irgendwann lief ich gegen eine Wand. Ich konnte noch so lange üben, aber ich kam über eine sehr lange Zeit nicht über eine bestimmte Metronomzahl hinaus.
Einerseits hatte ich das Gefühl, dass meine Versuche mein Tempo zu erhöhen sinnlos waren. Andererseits hatte ich schon damals den Verdacht, dass die Sprünge auf dem Metronom zu groß seien, um einen Fortschritt zu messen.
Dann kamen Metronome auf, mit denen man das Tempo in Einserschritten steigern konnte. Mit diesen Metronomen kam ich hie und da mal einen Temposchritt weiter. Aber ich empfand das Tempo der Fortschritte als frustrierend.
Dann zweckentfremdete ich verschiedene Software als Metronom. Dort konnte ich das Tempo teilweise auf ein Tausendstel oder genauer eingeben.
Da stiegen die Zahlen öfters an, aber es wirkte doch eher frustrierend auf mich.
Bei mir hat sich im Laufe der Jahre der Satz etabliert, wenn Schüler*Innen sehr große Steigerungsintervalle auf dem Metronom vorschlagen: “Wenn das jetzt Sport wäre, dann würdest Du unter Dopingverdacht stehen.”
Ich wollte jetzt überprüfen, ob der Satz eine maßlose Übertreibung ist oder ein Körnchen Wahrheit hat.
Leider war es für mich ziemlich schwer einen Sportler*In zu finden, der*die unter Dopingverdacht stand. (Also das ist nicht so schwer.) Eigentlich war es schwer die Werte herauszufinden, bevor das Doping mutmaßlich begann und dann das Doping wirkte.
Konstanze Klosterhalfen ist so ein Fall. Sie wechselte zum Nike Oregon Project. Das Nike Oregon Project stand unter dem Verdacht sein Läufer systematisch zu dopen.
In wenigen Monaten steigerte Konstanze Klosterhafen bei 3000 Meter in der Halle um 0,7 Prozent ihre Leistung. Bei 5000 Meter im Freien um vier Prozent.
Daraufhin habe ich mir die Weltrekorde der Männer bei 100 und 800 Meter angesehen.
Sieht man sich die Steigerungen an, dann wird ein Weltrekord bei 100 Meter im Schnitt um 0,22 Prozent (Median) bzw. 0,33 Prozent (arithmetisches Mittel) gesteigert.
Carl Lewis hat innerhalb von acht Jahren bei den 100 Meter seine Leistung um sieben Prozent gesteigert.
Bei den 800 Metern im Schnitt steigen die Weltrekorde um 0,19 Prozent (Median) bzw. 0,33 Prozent (arithmetisches Mittel) gesteigert.
Bei den mechanischen Metronomen kann man die Zahlen um 2,3 und 4 steigern. Das bedeutet, dass man die Werte zwischen ca 3,3 und 5,5 Prozent steigern kann.
Hier nehme ich aber als höchsten Wert 120 an. Geht man bis zu den möglichen 250, dann ist die kleinstmögliche Leistungssteigerung 1,6 Prozent. Aber diese Gegend ist eigentlich nicht realistisch.
Mit den modernen Metronomen sind Steigerungen zwischen 2,5 und 0,85 Prozent möglich. Auch hier wieder die Obergrenze 120.
Was lässt sich deswegen vermutlich sagen. Es gibt keinen Grund zur Freude, wenn man sein Temposteigerung mit einem “herkömmlichen” Metronom feststellen kann, denn dann dürfte man noch nicht an seinen Grenzen sein.
Kann man mit dem Metronom keine Steigerung feststellen, dann ist man an seinen Grenzen. Wer als Motivation steigende Zahlen braucht, muss sich andere Messmethoden suchen.
Aber das wichtigste ist, dass es ab einem bestimmten Punkt ein extrem mühseliges Geschäft ist, sein Tempo zu steigern. Wer dort seinen Erfolg mit Zahlen messen will, soll sich darauf gefasst machen, dass die Zahlen deutlich langsamer steigen, als man vielleicht glaubt.
Wie gesagt Carl Lewis steigerte sich um ca. ein Prozent pro Jahr.
Der Beitrag wurde am Freitag, den 14. August 2020 um 08:25 Uhr veröffentlicht von Stephan Zitzmann und wurde unter den Kategorien: Gitarre lernen, Gitarrentechnik, Gitarrenunterricht, praktisch, Übemethodik abgelegt. | Es gibt keinen Kommentar .