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Gitarrenunterricht in Frankfurt

Dipl.-Gitarrenlehrer Stephan Zitzmann

Bewegungsumfang! Geht da was? – Teil 2

Sieht man sich die im letzten Artikel aufgeführte Metastudie an, könnt man denken, man kann mit wenig Aufwand den Bewegungsumfang einer linken Hand steigern. Bloß ich halte diese Möglichkeit für eine bestimmte Schülergruppe relevant.

Mit besonderen SchülerInnen meine ich SchülerInnen, die sehr lange oder grundsätzlich ein Problem haben c’ und d’ locker mit dem ersten und dritten Finger zu greifen. Aktuell habe ich eine Schülerin, die vierzehn ist und auf einer ¾ Gitarre lieber mit Kapodaster am zweiten Bund spielt. Also es geht um Greifhände, die an ihrem Limit sind.

Bloß wenn ich mich jetzt darauf stürze, woran könnte die Sache bei solchen Händen relativ wenig bis gar nichts bringen.

Man muss es halt machen

Ob die SchülerInnen das konsequent machen, ist die Frage. Eigentlich sind die drei Dehnungen und damit drei Minuten pro Tag etwas, was man im nebenbei machen kann. Eine Schülerin bemerkte, dass kann ich in meinen Meetings machen, wenn es langweilig ist. Aber was denken sich die KollegInnen, wenn sie die Dehnübungen sehen?

Es gibt auch noch ein anderes praktisches Problem. Obwohl ich schon lange versuche eine Dehnübung ca. eine Minute lange zu machen, brauche ich immer noch eine Stoppuhr dazu, damit es eine Minute wird. Ich stelle mir vor, ein(e) SchülerIn nestelt an seiner Smartwatch herum, dehnt dann sein Finger im Schulunterricht. Wenn dann die Lehrkraft nachfragt und die Antwort ist: „Mein Gitarrenlehrer hat gemeint, ich könne das machen, wenn es mir langweilig ist…“

Reichen drei Dehnungen?

Meine Überlegungen haben mit dem Spagat angefangen. Man kann auch die Fingerdehnung wie Männer- und Frauenspagat betrachten.

Als Erstes wäre für den Anfänger nur der Männerspagat notwendig. Aber später kämen unter Umständen die Frauenspagate dazu. Der Spagat vierter Finger gebeugt und dritter Finger nach hinten überdehnt wäre bestimmt notwendig. Aber vielleicht wären auch Frauenspagate bei anderen Fingerkombinationen nötig.

Sieht man sich Spagattrainigs an, stellt man schnell fest, dass nicht nur der Spagat gedehnt wird, sondern dass es unterstützende Dehnübungen gibt. Sollte sich das analog bei dem Bewegungsumfang der Finger verhalten, dann käme doch ein ziemlicher Umfang von Dehnungen und Zeit zusammen.

Bewegungsumfang ist nicht Beweglichkeit

Ich erinnere, an wen ich so denke. SchülerInnen, deren linke Hände etwas knapp für das Gitarrenspiel bemessen sind.

Auch wenn deren Bewegungsumfang steigt, befinden sich die Greifhand, weil sie sich an der Grenze des Bewegungsumfanges befindet, unter hoher Spannung, was im Konflikt zu der immer noch benötigten Beweglichkeit steht.

Also müsste man auch schaffen, dass diese Spannung aus der Hand verschwindet. Falls diese Spannungsreduktion nicht durch das Spielen alleine entstehen sollte, steigt aber wieder der Zeitaufwand durch weitere Übungen zur Spannungsreduktion.

Muskel- und/oder Sehnenlänge

Per se wird der Muskel durch Dehnen nicht länger, man kann nur seine Länge besser ausnutzen. Aber es gibt so etwas wie Muskelwachstum. Ich war bisher nicht in der Lage herauszufinden, ob Dehnen einen Impuls gibt, dass es somit ein Muskelwachstum in die Länge gibt. Ich stoße nur auf Muskelwachstum in die Breite, denn das interessiert die BodybuilderInnen.

Eine Muskelhyperplasie, also eine Bildung von weiteren Muskelzellen scheint es beim Menschen aber nicht zu geben.

Bei Sehnen habe ich auch nur Erläuterungen gefunden, wie Sehnen stabiler werden, nicht länger.

Gäbe es ein Muskel- und/oder Sehnenwachstum in die Länge, würde die Spannung geringer und damit würde ein weiterer limitierender Faktor geringer.

Aber damit würde der Zeithorizont zu einem verwertbaren Ergebnis von einigen Wochen auf ein halbes Jahr bis Jahr steigen.

Erhalt des Erarbeiteten

Man merkt, ich sehe den nötigen Zeitaufwand als Problem. Stellen wir uns vor, ein(e) SchülerIn hat seinen/ihren Bewegungsumfang gesteigert. Reicht dann das Spielen aus, diesen Umfang zu halten oder muss man konsequent weiter dehnen?

Hinzu kommt, dass die SchülerInnen, die ein Problem mit den Männerspagaten der Finger der Greifhand haben, auch Probleme mit Konstellationen haben, bei denen der dritte Finger auf der tiefen E-Saite und der zweite oder vierte Finger auf der hohen e’-Saite greifen muss. Dann würde der Aufwand wieder höher, wenn sich die Querdehnung nicht durch das Spielen alleine erhalten lassen würde.

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Der Beitrag wurde am Freitag, den 29. Oktober 2021 um 13:03 Uhr veröffentlicht von Stephan Zitzmann und wurde unter den Kategorien: Eingeschoben, Gitarre lernen, Gitarrentechnik, Lernen, Übemethodik abgelegt. | Es gibt keinen Kommentar .