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Gitarrenunterricht in Frankfurt

Dipl.-Gitarrenlehrer Stephan Zitzmann

Gehörbildungstipp 1 – Gehirn aus, Ohren auf, Aufnahme an, cool bleiben

Wenn ich mit meinen Schüler*Innen nach Gehör spiele, dann war jahrelang die erste Sache, die ich versucht habe zu unterbinden, dass schon beim Hören analysiert wird. Später ging ich dazu über, dass die Schüler*Innen versuchen sollen, das Gehörte sich im Kopf erst anzuhören und dann zu spielen. Was automatisch den Effekt hat, dass nicht mehr analysiert wird.

Zuerst, ich stelle immer wieder fest, dass viele Menschen, wenn sie sich Musik merken sollen und dann in irgendeiner Form reproduzieren sollen, sich während des Hörens Gedanken darüber machen, was sie gehört haben, um sich nicht den Klang merken zu müssen. Denn der Fähigkeit sich Klänge zu merken, misstrauen sie. Bloß diese Gedanken führen dazu, dass man nicht mehr richtig zuhört. Bzw. dass die Analyse, wenn sie falsch ist, selten durch das Wiederholen des Gespielten korrigiert wird. Es wird die Analyse gehört.

Makamul schreibt im ersten Band seines Lehrwerkes auf Seite 16:

Das Diktat, gleichgültig ob ein-, zwei- oder vierstimmig, wird am besten zu Anfang einmal und zum Abschluß noch zweimal als Ganzes vorgespielt. Die einzelnen Diktierabschnitte sollten sich möglichst mit der musikalischen Gliederung decken (nicht nur aus ästhetischen Gründen, sondern auch weil sinnvoll gegliederte Abschnitte besser zu behalten sind). Manche Schüler sind in dem Irrtum befangen, sie könnten sich das Gehörte besser einprägen. wenn sie während des Diktierens mitsingen. In Wirklichkeit lenkt das Mitlaufen aller Windungen von der Gesamtgestalt ab, der Schüler gewinnt keine Übersicht und kann nur wenige Töne behalten. Auch der schon während des Vorspielens mitschreibende Schüler wird -wenn er nicht ganz souverän ist von Teilproblemen gefangen genommen und kann sich nicht den ganzen Abschnitt merken. Ebenso kann in die Irre gehendes Vorausdenken das Wahrnehmen der wirklichen Gestalt vereiteln. Während der Lehrer spielt, sollte der Schüler nichts tun, als die Tür weit aufmachen” und ohne jede weitere Tätigkeit zuhören. Wenn der Lehrer einen Abschnitt vorgespielt hat, sollte das Gehörte zunächst ohne Einschalten der Verstandeskräfte – einfach als Klangeindruck innerlich so oft wiederholt werden, bis der Schüler sicher sein kann, daß der empfangene Eindruck durch Nachdenken über Einzelheiten nicht mehr verwischt werden kann. Erst dann ist der Zeitpunkt für die verstandesmäßige Feststellung und die anschließende schriftliche Fixierung der rhythmischen Werte und der Tonhöhen gekommen.- Der Erfolg beim Diktatschreiben hängt zu einem großen Teil vom Beachten dieser Grundsätze ab. Der Schüler sollte daher unbedingt seine anfängliche Hast bekämpfen und überwinden und sich an die eben beschriebene Gliederung und Reihenfolge gewöhnen.

Ich würde dies nicht nur für Diktate empfehlen, sondern für Intervalle, Akkorde und in jeder Situation. Egal, ob man nachspielen, -singen, -klopfen oder schreiben will. Nachdem die Aufgabe gelöst hat, versucht man sich wieder an den Klang zu erinnern.

Meine Schüler*Innen berichten aber zwei Dinge. Gut wie Schlechtes. Manchmal verblasst bei dem inneren Wiederholen das Gehörte, mal wird es deutlicher und es das Gehörte wird klarer.

Einschub. Ich wollte, dass ein Viertklässler die ersten zwei Takte von „Hänschen klein“ nachspielt. Aus einer Laune heraus wollte ich, dass er versucht, das Gehörte aufzumalen. Den ersten Takt hatte er nach einmal Vorspielen schon auf der Gitarre spielend herausgefunden. Als er malen sollte, kam er nur noch bis zum zweiten Ton. Er meinte: “Wenn ich jetzt höre, muss ich an so viel denken und kann mir nichts merken. Beim Nachspielen, denke ich beim Zuhören an nichts.”

Bloß die inneren Gedanken und sagen wir doch einfach Panik, sind nicht der einzige Grund, warum der Klang aus dem Kopf verschwinden kann.

Im Artikel „Wo kommt der Klang hin, wenn man ihm nicht hilft?“ habe ich dazu einiges geschrieben.

Die innere Erinnerung kann sehr störanfällig sein. Also sollte man Störungen vermeiden. Technologisch war es zu meiner Zeit nicht anders möglich. Man war gezwungen, das Band und die CD am richtigen Punkt abzuschalten. Dann musste man wieder den richtigen Anfangszeitpunkt finden. Aber entweder kam da noch etwas dazu oder ein paar Töne verschwanden. Wenn ich mich daran zurückerinnere, kommen jetzt noch Aggressionen hoch.

Dieses Problem lässt sich mit einer DAW umgehen. Dort importiert man seine Gehörbeispiele, markiert den Bereich und lässt sich den Bereich vorspielen. Er wird automatisch an der richtigen Stelle beendet. Also auf die Playtaste drücken und nur noch zuhören. Ich persönlich mache das mit Reaper. Nicht, weil es so toll ist. Sondern es ist billig bis kostenlos. In meinen weiteren Tipps werde ich auch unter anderem auf Reaper zurückgreifen.

Bloß jetzt stellt sich das Problem, wie finde ich die genauen Abschnittsgrenzen heraus. Dazu verweise ich auf den Artikel Reaper – Rhythmisch sauber Abschnitte.

Es stimmt, dazu muss man in das Beispiel reinhören. Ich hatte damals das Gefühl, ich würde schummeln. Bzw. ich darf doch nur so viele Versuche brauchen, weil im Gehörbildungsunterricht bekommen wir ja auch nur x Versuche.

Heute würde ich das anders sehen. Die richtige Stelle zu finden, ist das Lösen einer Höraufgabe. Es ist eine Art Training. Weiter, man kann solche Wellenbilder lesen. Stellt man sich die Aufgabe, ich will die ersten zwei Takte eines 4/4-Takt Stückes hören, dann sieht man die zwei Takte in diesen Bildern. Besonders, wenn der erste Notenwert klar ist.

Also zurücklehnen, hören und im Kopf abspielen. Und keine Verzweiflung hochkommen lassen.

Zu „keine Verzweiflung“, vielleicht ist das ein individuelles Problem gewesen. Aber die meisten beschäftigen sich mit Gehörbildung, weil sie eine Aufnahmeprüfung bestehen wollen. Und dies ist meiner Erfahrung nach die Grundlage für ein fröhliches Gedankenkarussel.

Aber es geht auch darum, dass der Klangeindruck lange bleibt. Also kann man gezielt versuchen, sich etwas anzuhören, etwas anderes zu machen, aber dabei weiter das Gehörte zu erinnern. Und erst dann mit dem Gehörten arbeiten.

Oder man versucht die heute gelernte Melodie am nächsten Tag zu spielen und auf dem Instrument zu transponieren.

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Der Beitrag wurde am Freitag, den 10. Februar 2023 um 08:17 Uhr veröffentlicht von Stephan Zitzmann und wurde unter den Kategorien: Gehör, Gitarrenunterricht, Übemethodik abgelegt. | Es gibt keinen Kommentar .