https://www.gitarrenunterricht-frankfurt.de/wp-content/themes/GitarreFrankfurt/image/Logo-6a.png

Gitarrenunterricht in Frankfurt

Dipl.-Gitarrenlehrer Stephan Zitzmann

Inharmonizität

Zuerst diese zwei Videos. Was stellen sie dar? Es sind Screenrecordings der zwei Stimmapps namens Harmonic Tuner Suite und TunerTime.

Was nicht unbedingt so bekannt ist, es gab/gibt Stimmgeräte auf Stoboskopbasis, die mittlerweile elektronisch und mit Software imitiert werden. Sinn dieser Strobotuner ist, nicht nur den Grundton des gemessenen Tones anzuzeigen, sondern auch seine Obertöne. Denn Saiten besitzen eine Inharmonizität. Je größer diese ist, desto mehr muss man diese bei der Stimmung berücksichtigen. Meinem Kenntnisstand nach ist dies aber nur ein Thema beim Klavierstimmen, denn bei Klaviersaiten ist die Inharmonizität so groß, sodass diese störend wird.

Gäbe es die Inharmonizität nicht, dann lägen die Obertonspektren einer a- und A-Saite für das Ohr höchst angenehm übereinander. Bei Saiten mit Inharmonizität liegen die Obertonspektren für das Ohr unangenehm übereinander. Deswegen verstimmt man die Saiten, weil die verstimmten Saiten sich für das Ohr richtiger und besser anhören als richtig gestimmte Saiten. Dies nennt sich Spreizung.

Wie man an meinen Videos sehen kann, scheint es diese Inharmonizität auch messbar bei Gitarrensaiten zu geben. Ich schreibe vorsichtshalber “scheint”, weil in dem Wikipediaartikel steht:

In der Praxis trifft man jedoch auf das Phänomen, dass die Obertöne schneller schwingen und damit höher klingen, als sie theoretisch sollten.

Bei mir sind aber die Obertöne tiefer als sie sein sollten. Dieses Phänomen habe ich aber bei drei Gitarren festgestellt. Bei der Gitarre, die ich regelmäßig spiele, kann ich feststellen, wenn ich die Saiten wechsle, dass dann die Inharmonizität etwas anders ausfällt. Deswegen glaube ich, dass diese Apps eine Inharmoniztät der A-Saite misst.

Hat dies Auswirkung auf das Stimmen? Ich würde sagen: “Eventuell ja.”

Ich persönlich finde bei meiner Gitarre, schwierig zu hören, ob die Oktave A-a sauber ist, weil immer irgendetwas schwebt. Das kenne ich immer vom Stimmen immer wieder, das Gefühl, es stimmt, aber es passt doch nicht, es klingt nicht schön. Wer diesen Zwiespalt kennt, findet unter Umständen die Erklärung in der Inharmonizität seiner Saiten. Bzw. ich vermute, dass deswegen Saiten, wenn man auch die anderen fünf Saiten abdämpft, in sich nicht schwebungsfrei klingen.

Aus purer Neugierde habe ich mit der App TunerTime versucht, mein a so zu stimmen, dass sie dem ersten Oberton der A-Saite entspricht. Dies klingt nicht so toll. Aber von diesem Punkt drehe ich die Saite sehr vorsichtig höher. Wenn dann das a quasi eine Winkelhalbierende zum A und dessen ersten Oberton bildet, dann klingt es am gefälligsten.

Aber das klingt unterschiedlich gut. Das geht dann so weit, dass ich doch nach einer besseren Lösung suche, aber keine befriedigende finde. Also es funktioniert in zwei von drei bis vier Fällen.

Ist der Effekt groß genug, um sich darum zu kümmern? Es ist schwierig zu sagen. Wenn jemand sich darüber ärgert, dass manche Oktav einfach nicht verraten will, ob sie sauber gestimmt ist, dann könnte ihm helfen, die Inharmonizität seiner Saiten zu messen und solche Apps zur Hilfe zu nehmen.

Ich habe einige Apps ausprobiert. Die App TunerTime sticht durch ihre Anzeige heraus, weil sie nicht die StroboTuner-Anzeige imitiert. Besonders angenehm ist an dieser Anzeige, dass sie nicht die nervöse Empfindlichkeit all der anderen Stimmungsapps hat.

Teile diesen Beitrag von Gitarrenunterricht Frankfurt

Der Beitrag wurde am Freitag, den 26. April 2024 um 08:17 Uhr veröffentlicht von Stephan Zitzmann und wurde unter den Kategorien: Gehör, Gitarre stimmen abgelegt. | Es gibt keinen Kommentar .