Selbstbestimmte Übemengen
Im Artikel „Wohlfühlen beim Üben?“ schrieb ich:
„Das brachte mich auf eine Idee, Übezeiten steigern. Aber die Zahlen gehen nicht von mir aus, sondern sollen von den Schülern bestimmt werden.“
Als die Idee aufkam, begann ich mit meinen Sorgenkindern am Ende der Stunde festzulegen, wie viel sie pro Tag üben würden. Sie durften die Übezeit frei wählen. Bringt das etwas?
Es ist in meinen Augen weder ein Misserfolg noch ein Erfolg gewesen.
Man kann mit diesem Vorgehen mindestens feststellen, wie wichtig den SchülerInnen das Thema Üben ist. Manche weichen eher aus oder präsentieren gleich die Gründe, warum es diese Woche nicht geht. Andere nennen zumindest niedrige Zahlen.
Bei manchen SchülerInnen hat es sich ergeben, dass sie sich quasi einen Einsatz dafür ausdachten, wenn sie nicht üben würden. Da stand zur Debatte, keine Medien, keine Süßigkeiten, nett zur kleinen Schwester sein oder das Deutschlandspiel nicht zu schauen. (Es war EM) Weil mir das zu brenzlig wurde, wenn man das als meine Ideen betrachten würde, schlug ich vor, das mit dem Einsatz zu lassen. Die Kinder bestanden aber darauf. Das fand ich bemerkenswert, obwohl selten geschafft wurde, was man sich vornahm.
Grundsätzlich konnte ich feststellen, dass bei den SchülerInnen, die kooperativ waren, allmählich die angebotenen Übezeiten stiegen. Ob das eingehalten wurde, habe ich aufgrund der Ergebnisse meine Zweifel. Aber andererseits betrachte ich dieses Steigen der Zahlen als ein Zeichen des guten Willens.
Auch konnte ich feststellen, dass die Angebote der Übezeiten mit dem Erfolg des Übens der letzten Woche und/oder dem Erfolg im Unterricht korrelieren. Was ein wenig durch die Erfahrungen, die ich im Artikel „Mit dir macht es mehr Spaß“ beschreibe, entspricht. Die Hoffnung auf Erfolg.
Letztendlich bin ich mir nicht sicher, ob diese Methode wirklich die Übezeiten steigert, dafür muss ich damit noch länger arbeiten. Aber es ist eine gute Methode, das Thema freundlich im Gespräch zu halten.
Dann gibt es noch eine Geschichte, die ich als wertvollen Hinweis begriffen habe. Mit einem 6-jährigen Zweitklässler handelte ich 10 Minuten aus. Er wollte aber sich dann einen Wecker stellen und sofort aufhören, wenn dieser klingelt. Eigentlich ein Schuss in den Ofen. Mir fiel dann aber auf, dass er keine Übezeiten angeben konnte, sondern wie oft er die Stücke spielt. Also verhandle ich seitdem mit ihm, wie oft er die Stücke spielt. Er zeigt seitdem keine „defätistischen“ Reaktionen und die Zahlen steigen. Vielleicht ist das Problem bei Übezeitvorgaben, dass Zeitmengen abstrakter sind als Wiederholungszahlen.
Der Beitrag wurde am Freitag, den 13. September 2024 um 08:11 Uhr veröffentlicht von Stephan Zitzmann und wurde unter den Kategorien: Gitarre lernen, Übemethodik abgelegt. | Es gibt keinen Kommentar .